Thomas Füngerlings zu Besuch

Letzte Woche Samstag war es zwar etwas frisch – gefühlte -5°C – aber der Himmel war blau und die Sonne knallte. So starteten Thomas und ich zu unserem norddeutschen Viking-Streetwalk durch Oldenburgs Innenstadt. Eigentlich fühle ich mich als Streetfoto-Einzeltäter ganz wohl in dieser beschaulichen Stadt. In Oldenburg scheint es sonst auch keine Streetfotografen oder Streetfotografinnen zu geben. Zu Zweit waren wir also so etwas wie der streetfotografische Apex in der Oldenburger Geschichte. Und es war richtig gut.

Obwohl ich am liebsten allein losziehe, merkte ich, dass so ein gemeinsamer Streetwalk richtig inspirieren kann. Bei Thomas konnte ich mir also einiges abgucken. Hier in Oldenburg kennt jeder jeden über maximal 2 Ecken und von daher bin ich eher zurückhaltend, wenn es darum geht ungefragt andere Menschen zu fotografieren. Ich bevorzuge es Menschen darauf anzusprechen, ob sie sich fotografiert werden wollen. Und wenn man es geschickt anstellt, dann ist schon ein Bild im Kasten, bevor die Frage überhaupt ausformuliert ist. Diese Masche konnte ich bei Thomas sehr gut beobachten und fing gleich an dies selbst so zu praktizieren.

Auch das Candid hinter Glas ist noch nicht so meins. Es machte einfach Spaß Thomas dabei zu beobachten, wie er mittels Körpersprache sein Subjekt auf eine freundliche Art verwirrt, oder auch einbezieht.Aus einer lockeren Facebook-Freundschaft wurde an diesem Märzwochenende ein reales Kennenlernen. Thomas startete seine Slow-Travel-Tour in Oldenburg. Im Bahnhof versuchte ich schon gleich ein Streetportrait von Thomas zu machen, aber sein geübtes Auge erkannte meine Kamera sofort – also kein Candid.

Kaum aus dem Bahnhof heraus, stellten wir fest, dass ein Arbeitskollege von mir ein alter Bekannter von Thomas ist, den er dann später auch noch treffen konnte. Die Welt ist eben ein Dorf. Wir nutzten unsere Zeit, um Menschen auf dem Wochenmarkt und in der Fußgängerzone zu fotografieren. Eine Menge der Gesichter sieht man immer wieder, wenn man hier regelmäßig unterwegs ist. Man kennt sich vom Sehen, oder trinkt einen Kaffee zusammen. In dieser lockeren Atmosphäre entsteht dann auch schnell die Bereitschaft für ein kleines Fotoshooting.

Ist man selbst nicht extrem kontaktfreudig, findet man über die Kamera leichter den Einstieg in ein Gespräch. Das funktioniert auch bei den manchmal schmallippigen Norddeutschen. Aber hey, das hier ist noch nicht Ostfriesland und auch noch nicht das Ammerland. Oldenburg ist Großstadt :) Thomas Idee von der Slow-Travel-Tour finde ich klasse.  Mir gefällt diese Vorsatz fürs Reisen sowieso, denn meine Frau und ich reisen am liebsten auf dem Fahrrad sitzend. Man kommt viel schneller in Kontakt mit anderen Menschen. Beim Streetwalken bremste mich Thomas immer wieder auf ein meditatives Tempo herunter. Es braucht eine Langsamkeit, um zwei Ereignisse optisch in Verbindung setzen zu können, welche bei höherer Geschwindigkeit einfach nicht zusammenfinden. Das hilft auch in der eigenen Stadt, wo man meint, schon jeden Stein und Halm zu kennen. Ich bin also etwas angefixed an anderen Streetwalk teilzunehmen. Auf jeden Fall werde ich mich mal nach Angeboten umschauen.

In Thomas #weekly 49 schreibt er über seinen Besuch in Oldenburg.